Eine der ersten Fragen, die man als frischgebackene Eltern zu hören bekommt, ist: „Schläft dein Baby schon durch?“
Eine gute Antwort: „Wir haben nachts keine Probleme, mein Baby schläft, wie es schlafen soll!“
Wie schlafen wir eigentlich?
Schlaf bei Menschen jeden Alters wird in zwei Phasen unterteilt, in den aktiven Schlaf (REM) und in den tiefen, ruhigen Schlaf (NON-REM). In der aktiven Phase finden Träume und Verarbeitung (Entwicklung) statt, in der tiefen träumt der schlafende kaum. Hier fällt schon der größte Unterschied auf, Erwachsene fallen zuerst in den Tiefschlaf, dann folgen die REM-Phasen , wobei der REM Schlaf nur 20 % einnimmt. Babys Gehirne entwickeln sich besonders im ersten Lebensjahr, daher sind die REM-Phasen bei mind. 50 % und sind extrem wichtig.
Das Baby schläft zuerst mit einer REM- Phase ein (Dauer: 20 Min.), gefolgt von einer kurzen Überprüfungsphase (sind meine Eltern noch da? Kann ich sicher schlafen?). Dann erst geht das Baby in den Tiefschlaf. Diese Phasen werden oft wiederholt und besonders in diesem Übergangsschlaf ist das Baby anfällig fürs Aufwachen.
Ein Baby braucht vor allem nachts die Stimulation von seinen Eltern, denn unser geliebter Tiefschlaf ist für die Babys nicht vorgesehen und gefährlich, denn Entwicklung kostet Energie und Babys haben keinen Engergiespeicher im Körper- sie müssen Nahrung zu sich nehmen.
Es ist biologisch so vorgesehen, dass Babys nachts Nahrung brauchen, vor allem bei energiefressenden Phasen, wie Wachstumsschüben, Krankheiten und Unwohlsein durch Zähne bekommen.
Der Tiefschlaf ist ein gefährlicher Wunsch
Babygehirne sind nicht so reif wie die eines Erwachsenen und benötigen Stimulation, um wichtige Vorgänge, wie z.B. Atmen zu koordinieren. Zudem müssen sie auf störende und gefährliche Reize, wie Hunger, Nässe, Temperatur reagieren können. Das schaffen Babys nicht im Tiefschlaf, deswegen wachen Babys nachts so viel auf, es ist lebenswichtig.
Wie gelangt ein Baby also in den Tiefschlaf?
Wenn ein Baby lange weint, bevor es einschläft oder durch Flaschennahrung überfüttert wird, gerät es, in diesen tiefen Schlaf. Ebenso Babys die nicht in der Nähe ihrer Eltern schlafen (z.B. im eigenen Zimmer), schlafen tiefer. Ihnen fehlt die Stimulation der Eltern (Bewegungen, Schnarchen), die Gefahr eines plötzlichen Kindstod ist erhöht.
Wie kann mein Baby einen erholsamen, fördernden Schlaf bekommen ?
Babys brauchen die Sicherheit und Nähe, vor allem nachts. Lass dein Baby bei dir schlafen, am besten im Familienbett (siehe Info Familienbett) oder im eigenen Bett, in deiner Nähe.
Sie brauchen die Stimulation von Erwachsenen um nicht zu tief zu schlafen. Zudem ist es für das Baby angenehmer im Halbschlaf zu stillen, ohne viel Energie für Schreien aufbrauchen zu müssen. Auch die Eltern können ruhiger schlafen, da sie direkt auf ihr Baby reagieren können und nicht auf entfernte Geräusche hören und aufstehen müssen, um ihr Kind zu versorgen.
Wie dein Baby allein schläft
Babys brauchen die Nähe und Sicherheit um erholsam schlafen zu können. Sie wissen nicht, dass ihre Umgebung sicher ist (wir könnten ja wie früher in der Steppe mit vielen gefährlichen Löwen leben). Ein Baby schläft mit der 20 min. REM- Phase ein, dann findet der Übergangsschlaf statt. Wenn in dieser Phase das unruhig werdende Baby sofort beruhigt wird, durch zum Beispiel körperliche Nähe, kurzes Saugen an der Brust etc. folgt der ruhige NON-REM Schlaf, also die Phase, in der dein Baby nun alleine gut schläft, z.B. im Stubenwagen, im Bett, Kinderwagen etc.
Das erklärt nun den Klassiker: „Ich lege mein Baby zum Schlafen ab, es schläft aber immer nur 20 Minuten und wirkt dann unzufrieden“.
Muss mein Kind schlafen lernen
Viele Ratgeber empfehlen vor allem Schlaftraining. Diese basieren auf Dressur und sogenannter „dosierter Frustration“. Man lässt die Kinder allein, ohne zu trösten, immer länger schreien. Der (scheinbare) Erfolg stellt sich ein, indem das Kind lernt zu resignieren (es will ja überleben) und fällt, um diesen absoluten Stress aushalten zu können, in den Tiefschlaf.
Eine Methode besagt, dass Kinder ein Zeitgefühl haben und uns manipulieren wollen, deswegen soll man 2-3-10 Minuten warten, bis man zu den Kindern geht.
Studien haben bewiesen, dass Kinder kein Zeitgefühl haben, eine Minute kann sich für sie wie eine Stunde anfühlen. Deswegen ist der Ansatz, den Kindern beizubringen eine bestimmte Minutenanzahl abzuwarten, unsinnig.
Oft klappt dieses Ein- und Durchschlaftraining, aber auf welche Kosten? Was hat das Kind gelernt?
– Es geht mir so schlecht, aber ich weiß, es kommt keiner, ich rette mich in den traumlosen Schlaf.
Wie bekommt man als Eltern genug Schlaf?
Schlafe mit deinem Baby, vor allem in der Anfangszeit auch tagsüber. Oft sind Babys am Vormittag müder, nutze die Zeit und lege dich gemeinsam mit ihm hin, auch wenn noch Haushalt ansteht.
Schlafe in der Nähe deines Babys, in der Regel pendeln sich eure Schlafzeiten ein. Du reagierst unterbewusst auf die Signale deines Babys und wirst wacher, um dann dein hungriges Kind zu stillen, ohne aus der kräftezehrenden Tiefschlafphase gerissen zu werden. Schläft dein Baby im anderen Zimmer ist diese Synchronisation nicht möglich.
Sollte ich nachts abstillen oder lieber die Flasche geben?
Eventuell kann die Mama dann besser schlafen, wenn sich der Vater zügig um die Bedürfnisse des Kindes kümmert. Ein Baby braucht die Nähe um den aufregenden Tag zu verarbeiten und stillen ist mehr, als nur Hunger zu stillen. Das bedeutet, dass dein Kind nicht unbedingt erholsamer und besser schläft. Eine Überfütterung durch die Flasche (falsche Nahrung mit zu viel Kalorien) führt zum depressiven Tiefschlaf, dessen Gefahr du jetzt kennst.
Es kommt häufig vor, dass du viele gut gemeinte Ratschläge bekommen wirst. Besonders von Freunden die keine Kinder haben. Oder der Familie, die immer wieder betonen, dass e uns ja auch nicht geschadet hat. Ist das wirklich so? Du musst deinen eigenen Weg für dich und deine kleine Familie finden. Mach dir Gedanke ob du wirklich jeden Ratschlag deines Umfeldes annehmen möchtest, oder lieber auf dich und dein Gefühl vertrauen solltest.
Kommen wir nun also zum Fazit
Vertraue auf dich und dein Baby. Vertraue auf die Natur. Ruhe dich aus, wenn dein Baby schläft. Versuche andere Meinungen außer deiner abzublocken und verbünde dich mit deinem Partner. Es geht schließlich um Euch. Und da sollte sich niemand einmischen. Ich bin mir sicher, du wirst deinen Weg finden.
Ich hoffe, dass dir dieser Artikel das nötige Wissen gibt um dein Baby besser zu verstehen und dir gleichzeitig konkrete Hilfestellungen geben konnte.
Wenn du Fragen oder Anregung hast, schreibe gern in die Kommentare.